Die Feldenkrais Einzelbehandlung:
Funktionale Integration (FI)
In der Feldenkraismethode genügt es nicht, nur einzelne (schmerzhafte oder blockierte) Bereiche für sich zu behandeln, es wird der ganze Körper "mit seinen einzelnen Funktionen miteinbezogen = integriert.
Z.B. liegt bei Anspannungen und Schmerzen im Nacken-Schulter-HWS-Bereich häufig eine Blockade im Beckenbereich vor. Nur ein frei bewegliches Becken kann die Wirbelsäule natürlich aufrichten. Doch auch Blockaden einzelner Wirbel können da hindern. Deshalb ist eine gemeinsame Arbeit an der WS, dem Becken und dem Schulter-Nackenbereich wichtig. Eine Arbeit nur am Schulterbereich wirkt zwar kurzfristig, aber die Ursache wurde nicht behoben, die Blockade kehrt schnell wieder zurück.
Es geht um den Zusammenhang des gesamten Bewegungsapparates, der über den gesamten Bereicht miteinander verbunden ist. Werden die einzelnen zueinander zugehörigen Funktionen wieder "miteinander integriert", geschieht eine sich auf den ganzen Körper auswirkende befreiende Bewegung und mit der Zeit merkt sich das Nervensystem, was ihm gut tut und was nicht, Bewegungen werden nicht mehr kompensierend sondern intelligent und in der Tiefe "wohltuend" ausgeführt.
Denn eine Kompensation führt oft zu einer Fehlhaltung, die weitere Schwierigkeiten mit sich bringt. So ist meist eine Beinlängendifferenz kein wirklicher Unterschied in der Länge des Beines bzw. der Knochen sondern beruht häufig auf einem Beckenschiefstand. Einlagen kompensieren da
(oft wohltuend), aber der Beckenschiefstand wird auf dauer verstärkt.
Daraus resultiert immer eine Skoliose mit all ihren Einschränkungen und Schmerzen.
Manche Muskeln wissen überhaupt nicht mehr, dass sie loslassen könnten, sie sind an einen Dauer-Hartspann gewöhnt, deren Aufrechterhaltung entsprechend viel Energie verbraucht.
Machen Sie einen Versuch:
Setzen Sie sich auf einen Stuhl oder stehen sie. Spüren Sie wie Sie atmen.
Nun spannen Sie nur für eine kurze Zeit Ihre Hände zu Fäusten an!
Spüren Sie währenddessen, wie Sie nun atmen. Beissen Sie nun zusätzlich noch fest auf die Zähne und bemerken Sie, wie sich das extra auf die Atmung auswirkt, auf den ganzen Körper. Lassen Sie die Fäuste und Kiefer los.
Wie atmen Sie nun? Wie fühlt sich nun der Körper an?
Ist Ihnen klar, wieviele Menschen mit geballten Fäusten und festem Kiefer durch das Leben gehen?
Sie spüren, wie erschöpfend solch ein Festhalten ist. Diese Anspannungen wirken direkt auf den Kortex und spannen Muskeln im ganzen Körper an.
Und so ist das auch bei Schon- oder Fehlhaltungen, die kaum mehr änderbar erscheinen. So wie man das mit geballten Fäusten und zusammengebissenen Zähnen sofort spüren kann, verbrauchen unnötige Anspannungen enorm Energie. Die fehlt Ihnen, das ermüdet. Somit ist es wichtig, unnötige Anspannungen aufzufinden, zu erlernen wie man sie lösen oder zumindest verringern kann bzw. sie vermeidet.
Eine neue Beweglichkeit zu finden, die weniger einschränkt, die es erlaubt, mit immer weniger Schmerzen und/oder Einschränkungen zu leben.
Bei der Behandlung liegen Sie meist auf einer Feldenkrais-Liege und "machen überhaupt nichts". Zuerst gilt es, Ihren ganz eigenen Körperzustand zu erkunden: Feststellen "wo es klemmt".
Dann werden Sie auf eine ganz besondere Art und Weise bewegt, sodaß sich Spannungen, Blockaden und Schmerzen lösen können. Wichtig ist dabei, dass dies ohne Gewalt, ohne "Hau-Ruck" und ohne Schmerzen geschieht. Erlebt der Körper Stress, dann kann das Nervensystem nichts lernen! Stattdessen würde es dann mit unbewussten Abwehrreaktionen auf Unangenehmes oder Schmerzhaftes reagieren: Weitere sofort unbewußt aufgebaute Blockaden wären möglicherweise die Folge!
Mit Hilfe der Feldenkrais-Methode können selbst tief sitzende körperliche Blockaden und Einschränkungen aufgelöst werden. Es kommt zu einer neuen Bewegungsfreiheit. Dies wirkt sich natürlich auch positiv auf das psychische und geistige Wohlbefinden aus. Da sich der emotionale Bereich im Bereich des Brustkorbs (um den Solarplexus) befindet, wirken Einschränkungen gerade in diesem Bereich oft wie ein Panzer. Die Rippen sind hinten gelenkig mit der Brustwirbelsäule verbunden, vorne knorpelig mit dem Brustbein. Ein fester "Brust-Kasten" engt massiv ein, die Atmung wird flach, psychische Beschwerden wie z.B. Ängste sind häufig die Folge. Wird der Brustkasten wieder zum elastischen Brustkorb, können sich damit verbundene psychische Blockaden auch wieder auflösen. Dasselbe gilt analog für den Nacken und die geistige Klarheit. Es gilt aber immer darauf zu achten, dass der ganze Körper mit integriert wird. Einschränkungen tief im Bauch-und Beckenraum (dazu gehören auch die Hüften) hindern einen normalen gesunden Ablauf aller Funktionen, die mit diesem Bereich verbunden sind! Ein bewegliches Becken ist von enormer Wichtigkeit. Ebenso auch ein beweglicher Unterkiefer (Kaumuskulatur).
Analog dem Aggregatszustand von Wasser:
- Bewegung = flüssiges Wasser
- Eis = Starre
Eis kann zwar auch mit dem Vorschlaghammer ‚bewegt’ werden. Aber ein gekonntes Auftauen bringt es wieder ‚in Fluss’. Parallel erfährt man einen Lernprozess, auf welchen zurückgegriffen werden kann. Das Nervensystem erkennt, wie es zur neuen oder wiedergefundenen Beweglichkeit kam. Wogegen der Vorschlaghammer einfach nur schockiert.